Nutzen und akzeptieren die Bürger die digitale Verwaltung?

Rolf Dindorf

Die Nutzung digitaler Verwaltungsleistungen durch die Bürger bleibt mit 54 Prozent auf Vorjahresniveau. Damit liegt Deutschland weiterhin hinter den Vergleichsländern Österreich (72 Prozent) und der Schweiz (61 Prozent). Mehr als die Hälfte der Bürger/innen nutzen Verwaltungsleistungen, an denen sie einen Bedarf haben, immer noch analog (57 Prozent). In dieser Kennzahl ist eine „digitale Nutzungslücke“ zu erkennen – die Lücke zwischen dem Bedarf an einer konkreten Verwaltungsdienstleistung und deren Online-Nutzung. Am größten ist diese Diskrepanz bei der Ummeldung des Wohnsitzes (79 Prozent mit Bedarf nutzen die Leistung offline), wohingegen die Abwicklung der Einkommenssteuererklärung die geringste Nutzungslücke unter den untersuchten Verwaltungsleistungen aufweist (27 Prozent). In Österreich (42 Prozent) und der Schweiz (46 Prozent) sind die digitalen Nutzungslücken deutlich kleiner. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie eGovernment MONITOR 2022 der Initiative D21 und der Technischen Universität München unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern bei der Nutzung digitaler Verwaltungsdienstleistungen sind größer geworden. Variierten sie im Vorjahr noch um 13 Prozentpunkte, so liegen zwischen dem Bundesland mit der höchsten und dem mit der geringsten Nutzung jetzt 17 Prozent-punkte. Hamburg (64 Prozent) und Bremen (60 Prozent) weisen die höchsten Werte auf, gefolgt von den Flächenländern Schleswig-Holstein (59 Prozent), Saarland (57 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (56 Prozent). Vor allem Schleswig-Holstein und das Saarland zeigen im Vergleich zum letzten Jahr einen deutlichen Zuwachs um 9 bzw. 7 Prozentpunkte. Mecklenburg-Vorpommern (47 Prozent) und Thüringen (49 Prozent) verzeichnen hingegen beide Einbrüche bei der Nutzung (Abfall um 6 bzw. 7 Prozentpunkte). Thüringen lag im letzten Jahr noch unter den Nutzungsspitzenreitern auf Platz 3 (mit 56 Prozent) und landet nun auf Platz 13. Anders als im letzten Jahr zeichnen sich vor allem die neuen Bundesländer durch geringere Nutzung aus – nur Brandenburg liegt mit 55 Prozent im vorderen Mittelfeld.

Die Bundesregierung identifiziert in ihrer Digitalstrategie die Bereitstellung einer sicheren und nutzerfreundlichen digitalen Identität als eines der zentralen Ziele, die bis 2025 erreicht werden sollen. Jedoch stagniert die Nutzung der Online-Ausweisfunktion (eID) in Deutschland auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr: 10 Prozent der Personalausweisbesitzer nutzen derzeit die eID; im Vorjahr waren es 9 Prozent. Damit bleibt Deutschland weiterhin weit hinter Österreich (64 Prozent, +10 Prozentpunkte) und der Schweiz (63 Prozent, +1 Prozentpunkt) zurück.

In den Augen der Bürger/innen stehen der Nutzung digitaler Verwaltungsangebote mehr Barrieren im Weg als noch im Vorjahr – und zwar in allen drei Vergleichsländern. Vor allem komplizierte und nicht medienbruchfreie Abwicklungen (DE: 47 bzw. 46 Prozent) von Behördenleistungen sind einschneidende Nutzungshindernisse (DE: +7 bzw. +5 Prozentpunkte). Als eine weitere zentrale Barriere nehmen die Bürger/innen in Deutschland undurchschaubare Strukturen staatlicher Behördenangebote (46 Prozent, +5 Prozentpunkte) wahr.

ZUR ERHEBUNG
Der eGovernment MONITOR 2022 ist eine repräsentative Studie der Initiative D21 und der Technischen Universität München.

Zur STUDIE E-GOVERNMENT MONITOR 2022

Photo: iStock (c)


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