Die Interviewreihe „Kür oder Pflicht? Digitalisierung in der Kommunalverwaltung“ – heute mit Oberbürgermeisterin Mergen

Rolf Dindorf

Oberbürgermeisterin Mergen
Die nächsten Jahrzehnte werden durch den digitalen Wandel geprägt sein dem sich auch die Kommunen nicht entziehen können. Flexibilität und Schnelligkeit in einer immer rascher drehenden Welt werden auch von der Kommunalverwaltung verlangt (z.B. Apps, Öffnungszeiten, E-Government). Städte und Gemeinden bewegen sich hin zur Smart City.
Doch was heißt das konkret für die Stadtverwaltungen vor Ort? Praktiker nehmen dazu kurz und knackig Stellung.
Heute mit Margret Mergen, Oberbürgermeisterin von Baden-Baden.

1. Was verbirgt sich hinter der WhatsApp-Sprechstunde? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Die WhatsApp-Sprechstunde wird seit März 2018, in der Regel einmal im Monat, in Baden-Baden angeboten. Wir wollen Bürgern die Möglichkeit geben, direkt und unkompliziert mit der Verwaltungsspitze zu kommunizieren und sich aktiv zu beteiligen. Die Erfahrungen sind bisher durchweg positiv. Die Dialoge finden auf einer sachlichen Ebene mit respektvollem und fairem Umgangston statt.

2. Ein Blick in die Zukunft: Wie schaut die Smartcity Baden-Baden im Jahr 2030 aus?

Gemeinsam mit dem Gemeinderat haben wir die Leitlinien für unsere Stadt zum Jahr 2030 festgelegt. Beispielsweise wollen wir bei der Verkehrsplanung Fuß- und Radwege priorisieren um den motorisierten Individualverkehr einzudämmen. Im Rahmen der ökologischen Mobilität wollen wir durch verbesserte Abläufe im öffentlichen Straßenraum die Lebensqualität weiter steigern. Flächendeckendes Glasfasernetz und der Ausbau des kostenlosen WLAN sind nur zwei Beispiele für die Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur.
Um die Bürgerzufriedenheit sowie die Transparenz und Effizienz der Verwaltung zu steigern, wollen wir noch mehr elektronische Angebote etablieren. Die digitale Interaktion wollen wir dahingehend beeinflussen, dass das Miteinander und die gegenseitige Hilfe gefördert werden.

3. Welche Veränderungen kommen durch die Digitalisierung auf den Personalbestand und die Personalentwicklung zu?

Das Arbeiten im digitalen Zeitalter bringt natürlich auch für unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Veränderungen mit sich. Durch neue Techniken werden entsprechende Qualifikationen erforderlich und bereits bei der Personalauswahl ist eine Berücksichtigung dieser Entwicklung notwendig. Im Rahmen der digitalen Abbildung von Verwaltungsabläufen werden wir uns mit der Frage der Prozessoptimierung beschäftigen. Dadurch werden sich an vielen Stellen für unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen seit Jahren und Jahrzehnten gängige und gewohnt täglich Abläufe zum Teil erheblich verändern. In diesem Zusammenhang müssen wir auch die Durchführung entsprechender Personalentwicklungsmaßnahmen beachten und passende Konzepte auf den Weg bringen.

4. Stichwort E-Government: Wo steht derzeit Baden-Baden im Hinblick auf die Online-Abwicklung von Behördengängen?

Von der Vormerkung eines KITA-Platzes, über die An-/Abmeldung eines Fahrzeugs bis hin zur Anhörung bei Bußgeldverfahren bieten wir eine Vielzahl an Online-Diensten und e-Formularen auf der städtischen Homepage an. Durch den Ausbau dieser digitalen Services wollen wir die Unterstützung der Bürger vorantreiben und auch die Bürgerbeteiligung auf digitaler Basis etablieren.

5. Angesichts der Disruption und der raschen Veränderungsgeschwindigkeit unterliegt auch das Verwaltungshandeln der Erfordernis schnell zu handeln. Inwieweit ist aus Ihrer Sicht eine agilere Verwaltungsorganisation möglich?

Im Rahmen der Digitalisierung sehen wir eine Überprüfung der bestehenden Abläufe im Hinblick auf Effizienz und Effektivität als erforderlich an. Diesbezüglich gilt es auch, die optimierten Prozesse digital abzubilden. In diesem Zusammenhang sind hierbei bestehende Formvorschriften (z. B. Persönliches Erscheinen, Unterschriftserfordernis) im Rahmen eines Normenscreenings im Hinblick auf deren Erforderlichkeit zu hinterfragen.

Vielen herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen
Rolf Dindorf

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