Rückgrat zeigen: Mitarbeiterbindung ist ein strategisches Thema

Rolf Dindorf, Kaiserslautern Führungskräfteberater Personalbindung
Rolf Dindorf

Wirksame Mitarbeiterbindung beginnt damit, auch nach oben zu führen. Das bedeutet, aktiv für die Belange des Teams einzutreten und der eigenen Chefetage zu vermitteln, was für die Motivation und Bindung der Mitarbeitenden wichtig ist. Klarheit und Haltung sind gefragt: Machen Sie deutlich, welche Entscheidungen Sie selbst treffen können und wollen. Wer Rückgrat zeigt – auch wenn Entscheidungen unpopulär sind –, gewinnt Respekt. Hinterfragen Sie starre Vorgaben, wenn sie offensichtlich kontraproduktiv für die Moral im Team sind.

Ein praktischer Ansatz: Argumentieren Sie mit Fakten. Weisen Sie etwa auf hohe Fluktuationsraten oder steigende Krankenstände in Ihrem Bereich hin, wenn rigide Regeln zu Demotivation führen. Interne Kennzahlen und Mitarbeiterbefragungen (z. B. ein Bleibebarometer) liefern handfeste Belege, dass mehr Flexibilität oder gezielte Personalentwicklung nötig sind. So schaffen Sie ein Bewusstsein dafür, dass Mitarbeiterbindung ein strategisches Thema ist – und keine lästige Pflichtübung.

Gleichzeitig gilt es, Vertrauen von oben zu gewinnen, damit man Ihnen Freiräume lässt. Halten Sie Ihre Vorgesetzten über Erfolge Ihrer Maßnahmen auf dem Laufenden. So erkennen sie, dass motivierte Mitarbeitende dazu beitragen, die Behördenziele besser zu erreichen, und es wächst der Rückhalt für Ihren Führungsstil.

Stoßen Sie dennoch auf Widerstand, heißt es Verbündete suchen. Oft lassen sich Verbesserungen erst durchsetzen, wenn mehrere Führungskräfte gemeinsam an einem Strang ziehen. Was dem Einzelnen verwehrt bleibt, erreicht ein geeinter Verbund umso eher Gehör. Tauschen Sie sich also mit Gleichgesinnten aus – eine geschlossene Front bewirkt mehr als Einzelkämpfertum.

Team first: Führen nach unten trotz begrenzter Mittel

Mindestens ebenso wichtig ist das Führen nach unten. Selbst wenn von oben nicht alles optimal läuft, haben Sie direkt in Ihrem Verantwortungsbereich den größten Hebel für die Mitarbeiterbindung. Vertrauen schenken, Verantwortung übertragen, Rückendeckung geben – diese Prinzipien können Sie sofort umsetzen. Schaffen Sie innerhalb Ihrer Einheit eine Teamkultur, die Positives vorlebt. Ist die Gesamtorganisation nicht agil, so kann zumindest Ihr Team agil arbeiten. Gibt es kaum offizielle Anerkennung, dann loben Sie im Alltag umso mehr. Machen strikte Regeln den Kollegen das Leben schwer, finden Sie eben flexible Lösungen im kleinen Rahmen.

Wichtig ist, dass Ihre Mitarbeitenden spüren, dass Sie für sie kämpfen. Bleiben Sie im Austausch und hören Sie aktiv zu. Führen Sie z. B. regelmäßige Bleibegespräche – informelle Runden, in denen Sie Ihr Team fragen, was es zum Bleiben braucht. So zeigen Sie, dass Ihnen der Verbleib jedes Einzelnen am Herzen liegt, und Sie erfahren früh von schwelenden Unzufriedenheiten. Warten Sie nicht auf das jährliche Mitarbeitergespräch oder gar die Kündigung, um Probleme anzusprechen. Wer wartet, verliert – nämlich Vertrauen und Loyalität.

Warnsignale: Dienst nach Vorschrift

Auch sollten Sie Warnsignale ernst nehmen. Achten Sie darauf, wenn engagierte Mitarbeiter plötzlich passiv werden, häufiger fehlen oder nur noch Dienst nach Vorschrift leisten. Sprechen Sie solche Veränderungen behutsam an, bevor daraus eine innere Kündigung wird. Viele Führungskräfte kennen ihre Sachziele bis ins Detail, übersehen aber die Stimmung im Team. Das darf nicht passieren – machen Sie es zu Ihrer Chefsache, die Motivation der Mitarbeitenden zu beobachten und aktiv zu steuern.

Seien Sie sich zudem Ihrer Rolle als Vorbild bewusst. Ihre Leute schauen genau hin, wie Sie mit dem Druck von oben umgehen. Vermitteln Sie Zuversicht statt Resignation – auch wenn Sie intern mit mancher Entscheidung hadern. Nach außen sollten Sie immer Orientierung bieten statt Verunsicherung. Teilen Sie soweit möglich die Gründe für Vorgaben, aber zeigen Sie vor allem, wofür Sie selbst stehen. Eine Führungskraft, die nach unten loyal zu ihrem Team steht und nach oben sachlich-kritisch auftritt, schafft Vertrauen in beide Richtungen. So entsteht trotz Hierarchie eine Arbeitsatmosphäre, die auf Loyalität und Zusammenhalt basiert – beste Voraussetzungen, um Mitarbeiter zu halten.

Handlungsempfehlungen: Bindung im eigenen Einflussbereich steigern

Abschließend vier konkrete Maßnahmen, mit denen Sie als Führungskraft auch im engen Rahmen einer Behörde viel für die Bindung Ihres Teams tun können:

  1. Gestaltungsspielraum nutzen: Identifizieren Sie Bereiche, in denen Sie eigenständig entscheiden können (z. B. Arbeitsorganisation im Team), und nutzen Sie diesen Spielraum konsequent. Jede kleine Bürokratiehürde, die Sie Ihren Leuten ersparen, erhöht die Zufriedenheit.

  2. Kommunikation als Brücke nutzen: Übersetzen Sie die Ziele und Entscheidungen der Leitung verständlich für Ihr Team – und tragen Sie umgekehrt die Anliegen Ihres Teams nach oben. So verhindern Sie ein Informationsvakuum und schaffen Transparenz.

  3. Kultur der Anerkennung etablieren: Sorgen Sie dafür, dass in Ihrem Team Leistungen gesehen und gewürdigt werden. Feiern Sie Erfolge und bedanken Sie sich für Einsatzbereitschaft. Solcher Respekt fängt manches Defizit in der offiziellen Personalpolitik auf.

  4. Weiterentwicklung fördern: Auch ohne großes Budget können Sie Entwicklung ermöglichen – etwa durch bereichsübergreifende Projekte, Mentoring oder Job Rotation. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden Perspektiven auf.

Mitarbeiterbindung im öffentlichen Dienst ist schließlich ein Marathon, kein Sprint. Fortschritte mögen klein sein und die Mühlen der Bürokratie langsam mahlen. Doch jede Verbesserung im direkten Arbeitsumfeld Ihrer Leute zahlt sich aus. Mitarbeiterbindung entsteht durch Führung, die spürbar anders handelt als früher. Zeigen Sie, dass Wandel möglich ist – auch von der mittleren Ebene aus. So werden Sie vom Getriebenen zum Gestalter. Ihre Beschäftigten werden es Ihnen mit Treue danken.

Zu Teil 1

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