Deutschland 2021: Zettelwirtschaft statt Digitalisierung in der Verwaltung?

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Rolf Dindorf

Die Arbeitswirklichkeit in der öffentlichen Verwaltung wird vielen Bundesbürgern in der Pandemie erst richtig bewusst. „Deren Strukturen sind so verkrustet, dass es den Verantwortlichen leichter erscheint, ein ganzes Volk in den Lockdown zu schicken, als die Gesundheitsämter mit einer einheitlichen Software auszustatten.“, schreibt der Tagesspiegel treffend.
Dazu passt, das Deutschlands digitale Schulausstattung auf Platz 76 – von 78 in einem Pisa-Ranking liegt. Die Corona-Warn-App ist ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie ein Flopp. Im ICE darbt das Internet.

Bittere Pille: Personalgewinnung als analoge Verwaltung

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wird qualifiziertes und motiviertes Personal in der öffentlichen Verwaltung Mangelware. Doch warum sollten sich Wissensarbeiter (der Generation Z) für analoge Dienststellen in der Kämmerei, im Jugendamt, in der Schule, beim Amtsgericht oder der Pflege bewerben? Wer mit dem Smartphone aufwächst dem erscheint das Fax als skurrile Reminiszenz an die Vergangenheit.

Politik und Verwaltungsspitzen müssen die Vogel-Strauß-Politik im Hinblick auf digitale Transformation und Mitarbeitergewinnung umgehend beenden. Veränderungsbereitschaft, Effizienz, Innovationsfähigkeit und Agilität vom Personal zu fordern ist nur dann sinnvoll, sofern die Dienststellen technisch auf der Höhe der Zeit sind.

Himmelfahrtkommando Führungskommunikation im öffentlichen Sektor?

Glaubwürdiges Führungshandeln wird nicht durch eine strategische Orientierungslosigkeit getragen. Die Digitalisierung im öffentlichen Dienst ist mehr als die Einführung von Chatboots, KI und Co. Den richtigen Ton treffen damit die Mitarbeitenden den Sinn der Veränderung sehen gehört ebenso dazu.
„Es fehlt an Visionen. Wir brauchen keine neuen Religionen und Sekten, wir brauchen starke Persönlichkeiten, die zeitbezogene Lebenshaltungen verbreiten können, weil sie sie selbst verkörpern, vorleben.“ schreibt Reinhold Messner (Berge versetzen. München 2010. S. 234)

Zukunftsmusik Digitaldezernent?
Angesichts des dramatischen Umbruchs in der Arbeitswelt durch die Trias Digitalisierung, demographischer Wandel und Wertewandel ist ein geschickter Schachzug in den Kommunalverwaltungen die Wahl eines Digitaldezernenten. Ganz im Sinnes des Zitates von Bergsteigerlegende Reinhold Messner.


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