Was hat Corona mit Führungskultur im öffentlichen Sektor zu tun?

Führungskultur öffentlicher Dienst systemrelevante Berufe
Rolf Dindorf

Die Corona-Pandemi macht deutlich, welche systemrelevanten Berufe bisher nicht vorn auf dem Treppchen der Gesellschaft und vieler Führungskräfte sowie Berater im öffentlichen Sektor stand. „Die große Mehrheit der als systemrelevant definierten Berufe weist jedoch außerhalb von Krisenzeiten ein geringes gesellschaftliches Ansehen sowie eine unterdurchschnittliche Bezahlung auf.“, schreibt das DIW in Berlin in seiner aktuellen Studie.

Systemrelevante Berufe sind beispielsweise Reinigungskräfte, Kassiererinnen, Polizistinnen und Polizisten, Pflegepersonal, Verkäufer oder Erzieherinnen. „Die Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Unverzichtbarkeit und tatsächlicher Entlohnung – gemessen am Stundenlohn und beruflichem Prestige – ist in Krisenzeiten besonders offensichtlich. Deshalb sollten auf kollektive Dankbarkeit konkrete Maßnahmen folgen, beispielsweise eine höhere Entlohnung sowie breitere tarifvertragliche Absicherung.“, schreibt das DIW. Denn der Hype um diese Berufe wird nach der Pandemie auch wieder abklingen.

Führungsstil und Anerkennung systemrelevanter Berufe im öffentlichen Sektor

Die Bedeutung oben genannter Berufe (und natürlich unzählig weiterer Jobs) war schon immer wesentlich für die Gesellschaft und öffentlicher wie privater Arbeitgeber. Um so erstaunlicher musste man als Besucher diverser Kongresse immer wieder feststellen wie wenig Berater oder manche Führungskräfte für diese Personengruppen etwas übrig hatten. Warum eigentlich? Nur weil diese Menschen keine Führungskräfte sind bedeutet es noch lange nicht, dass sie überflüssig sind. Wären sie dies, bräuchte man sie schließlich auch nicht beschäftigen.

Der dm-Gründer Götz W. Werner schreibt in seinem Buch „Womit ich nie gerechnet habe“ (Berlin 2013. S. 220): „Manche glauben, dass gut bezahlte Arbeit wertvoller und wichtiger sei als weniger gut bezahlte Arbeit. Aber im Grunde unseres Herzens wissen wir alle, dass das Quatsch ist. Denn es gibt so viel wichtige und wertvolle Arbeit, für die niemand auch nur einen Cent bezahlt; und es gibt so viel nutzlose und überflüssige Arbeit, für die Millionen bezahlt werden.“

Gerade Berater namhafter Unternehmen sollten sich kritisch hinterfragen, warum sie nur Studien über Führungskräfte und Nachwuchsakademiker vorlegen aber systemrelevante Beschäftigte außen vorlassen. Welches Weltbild steht dahinter?

Führungskräfte im öffentlicher Sektor müssen sich selbstkritisch hinterfragen, inwieweit bestimmte Beschäftigte in systemrelevanten Berufen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle laufen. Liegt es wirklich immer nur an den Mitarbeitenden?

Politiker und Gewerkschaften müssen sich fragen lassen, warum bestimmte Berufsgruppen so schlecht bezahlt werden. Warum werden bestimmte Tätigkeiten im öffentlichen Dienst so miserabel eingruppiert?

Der britische Starunternehmer Richard Branson schreibt in seinem Buch ‚Like a Virgin‘: „Unternehmen sind nichts weiter als eine Gruppe von Leuten, und diese sind mit Abstand das größte Kapital. Wahrscheinlich überwiegt die Zahl der Firmen, in denen die Menschen das Produkt sind. Für mich gibt es nichts Traurigeres als zu hören. wenn sich jemand dafür entschuldigt, das er arbeitet, wo er arbeitet“ ( Kulmbach 2013. S. 23)

Laufen Sie in die richtige Richtung mit Ihrem Führungsstil ?

Der Führungsstil im öffentlichen Sektor muss daher in den Mitarbeitenden das größte Kapital sehen. Beschäftigte sehen und spüren wie mit ihnen umgegangen wird. Wer somit greifbare Resultate im Bereich der Mitarbeitermotivation sucht wird um eine Führungskultur mit Anerkennung systemrelevanter Beschäftigter nicht herumkommen.

Photo: iStock(c)


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