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Plötzlich Digitalisierung? Die Corona-Herausforderung mischt die digitalen Karten neu. Jahrelang diskutiert und wenig praktiziert in Kommunalverwaltungen führt die aktuelle Krisenlage zum deutlichen Ausbau digitaler Infrastruktur. Einen spektakulären Boom erlebt die Büroarbeit im Homeoffice. Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden stand bisher nicht im Fokus des strategischen Personalmanagements öffentlicher Einrichtungen. Daher mangelt es auch an Erfahrungen, wie man damit umgeht. Doch was heißt die Corona-Krise konkret für die Kommunalverwaltungen vor Ort? Praktiker nehmen dazu kurz und knackig Stellung.
Heute mit Dr. Stefanie Ammon, berufsmäßige Stadträtin (Leiterin des Referates für Finanzen, Organisation und Personal) der Stadt Fürth.
- Wie ist die Lage derzeit in Ihrer Stadtverwaltung? (Stichworte z.B. Arbeitszeitrahmen, veränderte Verwaltungsabläufe)
Wir befinden uns, wie alle anderen Städte auch, in einem Ausnahmezustand. Der Arbeitszeitrahmen wurde nahezu aufgehoben. Verwaltungsabläufe sind, wo nötig, auf Home Office und Quarantäne umgestellt, z.B. Unterschriften auf Kassenanweisungen vorübergehend auch per Mail leistbar. Bzgl. der Bürgerdienste kommt uns zugute, dass z.B. die Terminvergabe in den Bürgerämtern bereits online erfolgt. - Wie viele Mitarbeiter der Fürther Stadtverwaltung arbeiten derzeit im Homeoffice? Wie sind die ersten Erfahrungen mit dem Arbeiten im Homeoffice?
Es arbeiten ca. 300 Beschäftigte im Home-Office. Die Erfahrungen sind teils sehr gut, teilweise aber auch nicht so gut. Führungskräfte vermissen, mit ihren Mitarbeitern zwischen Tür und Angelegenheiten sprechen zu können, Kolleginnen und Kollegen den kollegialen Austausch auf dem Gang. Auch die Kombination aus Arbeit und Familie zur gleichen Zeit strengt zur Zeit an, weil Kinder nicht in Schule oder Kindertagesstätte sind. - Aus der Not eine Tugend machen: Kommt jetzt das Ende der Papierverwaltung? Wird jetzt das kommunale Leben vollends digital?
Telefonkonferenzen haben sehr zugenommen, natürlich auch der Mailverkehr. Wir arbeiten mit OWA für alle Mitarbeiter (Outlook on the web) und auch über Secure Cloud. Ca. 300 Mitarbeiter haben einen Token. Einige Ämter haben bereits digitale Akten und sind papierlos. Die Fürther Stadtverwaltung baut die digitalen Angebote kontinuierlich aus, aber sie wird nach Corona natürlich auch wieder persönlich für die Bürger da sein. - Wie agiert die Kommunalpolitik in diesen Zeiten? Nutzen Sie Videokonferenzen in der Verwaltungsspitze? Tagt noch der Stadtrat?
Wir arbeiten eher mit Telefon als mit Video. Stadtratssitzungen gibt es wieder ab Mai. Bis Ende April tagt der Stadtrat verkleinert in der Form eines Ferienausschusses. - Ein Blick in die optimistische Glaskugel: Was wird sich aus Ihrer Sicht nach der Corona-Krise in Fürth verändern?
Es wird mehr mobiles Arbeiten, mehr Telefonkonferenzen und einen selbstverständlicheren Umgang mit digitalen Lösungen geben. Vermutlich wird aber nach einer gewissen Zeit das Interesse am persönlichen Kontakt wieder überwiegen. Die Menschen werden wahrscheinlich auch dauerhaft vorsichtiger sein, wenn es um Infektionen geht, und mehr digitale Behördengänge machen. Die Wirtschaft wird sich langsam erholen, aber es wird eine mehrjährige Durststrecke bei den städtischen Finanzen geben, die unseren Handlungsspielraum stark einschränken wird.Vielen herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen
Rolf DindorfBild: (c) Dr. Stefanie Ammon
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Wie können wir dem Fachkräftemangel begegnen und unsere Arbeitskultur neu gestalten?
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