Die Interviewreihe „Kür oder Pflicht? Digitalisierung in der Kommunalverwaltung“ – heute mit Werner Spec

Rolf Dindorf

Die nächsten Jahrzehnte werden durch den digitalen Wandel geprägt sein dem sich auch die Kommunen nicht entziehen können. Flexibilität und Schnelligkeit in einer immer rascher drehenden Welt werden auch von der Kommunalverwaltung verlangt (z.B. Apps, Öffnungszeiten, E-Government). Städte und Gemeinden bewegen sich hin zur Smart City.
Doch was heißt das konkret für die Stadtverwaltungen vor Ort? Praktiker nehmen dazu kurz und knackig Stellung.
Heute mit Werner Spec, Oberbürgermeister von Ludwigsburg.

1. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Serviceroboter L2B2 und dem Ausweis-Automaten bisher gemacht?
Ludwigsburg nutzt den L2B2 als Ergänzung zur Steigerung des persönlichen Service für die Bürgerinnen und Bürger. Der Roboter vereinfacht den Behördengang, indem er als Basis-Auskunftssystem im Bürgerbüro eingesetzt wird. Er verschafft den Besucherinnen und Besuchern eine schnelle räumliche Orientierung und verkürzt die Wartezeiten. Zusammen mit dem digitalen Ausgabeterminal für Personalausweise und Pässe ist er ein weiteres Service-Element im Angebot der Stadt Ludwigsburg.

2. Ein Blick in die Zukunft: Wie schaut die Smart City Ludwigsburg im Jahr 2030 aus? Was planen Sie noch?
Die großen Projekte, die wir aktuell realisieren, liegen im Bereich E-Mobility, E-Government sowie im Bereich kommunales Datenmanagement. Mobilitätslösungen in Verbindung mit digitalen Konzepten sorgen für weniger Emissionen und damit für eine bessere Luft und eine geringere Lärmbelästigung. Durch intelligente Parkraum-Managementlösungen und Signalanlagen wird es in Zukunft möglich sein, den Verkehr in der Stadt zu reduzieren und zu verflüssigen. Mit einem digitalen Bürgerkonto wollen wir ein vollkommen neues Serviceangebot ermöglichen. Nahezu sämtliche Behördengänge und postalischen Prozesse können dann nach und nach bequem von Zuhause oder von einem mobilen Gerät aus abgewickelt werden. Bis zum Jahr 2030 wird es in Ludwigsburg ein integriertes Mobilitätskonzept geben und die Bürger können fast sämtliche Verwaltungsprozesse mit dem Rathaus digital abwickeln.

3. Welche Veränderungen kommen durch die Digitalisierung auf den Personalbestand und die Personalentwicklung zu?
Die Digitalisierung der Prozesse einer Stadt erfordert von allen Mitarbeitenden in der Verwaltung zukünftig ein hohes Maß an Verständnis für IT und Digitalisierung. Dies wird zu einer stetigen Umschichtung der Aufgaben führen. Dabei kann der Personalbedarf in bestimmten Bereichen tendenziell zurückgehen, wenn wir leistungsfähige und attraktive Selfservice-Systeme anbieten und unsere Verwaltungsprozesse automatisieren. An anderen Stellen brauchen wir dafür eventuell mehr Personal. Kurz und mittelfristig ist es für uns wichtig, dass wir unseren jetzigen und neuen Mitarbeitenden ermöglichen, in digitalen Strukturen zu denken und sie dabei unterstützen, ihre digitale Kompetenz zu stärken.

4. Frag den OB ist der Online-Dialog mit dem Oberbürgermeister. Wo ist es auch Ihrer Erfahrung heraus auch mal sinnvoll analog unterwegs zu sein?
Der persönliche Kontakt zwischen der Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern ist wichtig. Dort wo digitale Prozesse an ihre Grenzen stoßen, müssen und wollen wir weiterhin den persönlichen Kontakt unterstützen. Digitalisierung – richtig verstanden – ist kein Ersatz für den direkten Dialog zwischen Menschen, sondern die Summe sinnvoller Werkzeuge zur besseren Kommunikation untereinander.

5. Angesichts der Disruption und der raschen Veränderungsgeschwindigkeit unterliegt auch das Verwaltungshandeln der Erfordernis schnell zu handeln. Inwieweit ist aus Ihrer Sicht eine agilere Verwaltungsorganisation möglich?
Unsere Bürgerinnen und Bürger erwarten von ihrer Stadt, dass Verwaltungsvorgänge schnell und unkompliziert abgewickelt werden. Agile Managementstrukturen sind auch für uns ein wichtiges Ziel, das auf Bürgerwohl und Bürgerzufriedenheit einzahlt. Deshalb investieren wir in diesem und in den nächsten Jahren massiv in E-Government-Lösungen innerhalb der Verwaltung. Doch alleine mit Hard- und Software-Investitionen können wir dieses Ziel nicht erreichen. Digitalisierung heißt auch, dass Prozesse hinterfragt und neu gedacht werden. Diese Überzeugung hat in Ludwigsburg bereits dazu geführt, dass wir eine digitale Agenda für die Modernisierung der internen Prozesse für die kommenden Jahre entwickelt haben. Aktuell laufen Projekte für die E-Rechnung, Zeiterfassung, E-Procurement und Workflow-Management. Weitere Themen sind in Vorbereitung.

Vielen herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen
Rolf Dindorf

Bild: (c) Stadt Ludwigsburg

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